Das Jägerlatein ist eine besondere Fremdsprache; nicht nur, dass sie gespickt ist mit den merkwürdigsten "Fremdworten", nein auch der Phantasie und der Übertreibung wird freien Lauf gelassen. So wird nach der "Pirsch" beim "Schüsseltreiben" manch "Keiler" zu einem Koloss ungekannten Ausmaßes.
Bei uns in Hamburg ist das Seemansgarn bekannter, das Jägerlatein ist aber nicht weniger unterhaltsam und Legenden treibend.
Fremdworte aus dem Jägerlatein |
Deutsch |
Bache | Weibliches Wildschwein, "führende Bache" wird die Sau genannt, die die Rotte anführt |
Rotte | Eine Gruppe von Wildschweinen, meist zusammengesetzt aus mehreren Bachen, deren Frischlingen und Überläufern. Die männlichen Überläufer werden mit der Geschlechtsreife von der Rotte verstoßen |
Überläufer | Schwarzwild beiderlei Geschlechts zwischen 1 und 2 Jahren |
Keiler | männliches Wildschwein |
Schwarzwild | Synonym für Wildschwein |
Ricke | weibliches Reh |
Bock |
männliches ausgewachsenes Reh |
Spießer | auch Spießbock genannt, männliches Reh mit einem Geweih ohne Verzweigung |
Kitz | Jungtier des Rehs |
Sprung | Eine Gruppe von Rehen 3 bis 20 Tiere, größere Sprünge werden vor allem in offenen Agrarlandschaften angetroffen |
Hirsch |
Die Hirsche bezeichnen eigentlich eine Familie von Säugetieren, zu denen unter anderem der Rothirsch, der Damhirsch, das Reh und auch der Elch gehört. Umgangssprachlich wird jedoch der Rothirsch meist als Hirsch angeshen - also die richtig großen Hirsche, bei denen die männlichen Tiere die imposanten Geweihe tragen und röhrend auf dem Bild über Omas Sofa zu sehen sind |
Hirschkuh | weiblicher (Rot-) Hirsch nein es heißt nicht "weibliche Rothirschin" |
Wildbret |
Fleisch des wild lebenden Tieres, heute meist nur für das zum Verzehr gedachte Fleisch des Wildes verwendet. Wildbret ist fettarm, reich an Eiweißen, Vitaminen und Mineralstoffen |
Schüsseltreiben | Gemeinsames Essen der Jäger nach der Jagd, insbesondere nach Gesellschafts- und Treibjagden - natürlich die beste Gelegenheit, die hohe Erzählkunst des Jägerlatein zu üben |
Decke |
Fell des Tieres - das Wild ist ähnlich wie wir auch immer mal der Mode unterworfen und trägt entsprechend abwechslend eine "Sommerdecke" und eine "Winterdecke" |
Lauscher | Ohren der Wildtiere - das Wild hat wegen dieser Bezeichnung, auch wenn es zudem gut getrant ist, nichts mit dem Geheimdienst zu tun |
Brunft | Paarungszeit des Wildes, in dieser Zeit kämpfen die männlichen Wildtiere um das Vorrecht, sich paaren zu dürfen - oft verbunden mit tiereischem Imponiergehabe, am deutlichsten festzumachen am Röhren des Hirsches. Rrrrrooaaahhhhrrr!!! |
ansprechen |
Wie jeder weiss, muss man auf dem Ansitz sehr still verharren, damit das Wild den Jäger nicht bemerkt. Und dennoch, irgendwann kann der Jäger nicht mehr anders und muss das Wild "ansprechen"... Damit ist allerdings nicht gemeint, dass er einen guten Abend wünscht. Mit dem "Ansprechen" ist die genaue Betrachtung und Identifizierung des Wildes gemeint, damit man z.B. sicher geht, dass man nicht ein zur Zeit geschütztes Stück erlegt. |
Ich hoffe, ein wenig Verwirrung gestiftet haben zu können...